Glocken der Propsteikirche

Die Glocken der Propsteikirche

Die Dominikaner haben insgesamt dreimal versucht, in der Stadt ein Kloster zu gründen. Der zweite Versuch im Jahre 1319 endete mit der Zerstörung der von den Brüdern errichteten Kapelle und der bereits vorhandenen Glocke.  

Im Jahre 1330 gelang es den Dominikanermönchen endlich, in einer nächtlichen Aktion eine neue Kapelle zu bauen. Frühmorgens rief eine eiligst aufgehängte Glocke die Bürger zur Weihe der Kapelle. Die Freude unter ihnen war groß, zumal der Weihbischof unter Androhung von Sanktionen warnte, das neue Gotteshaus anzugreifen. Erst in der Mitte des Jahrhunderts konnte man endlich mit dem Bau einer Kirche beginnen, die nach ihrer Chorweihe 1358 auch ihren ersten Dachreiter erhielt; 1437/38 wurde ein neuer errichtet.  

Nachdem im Jahre 1712 ein Sturm diesen Dachreiter von der kleinen Kirche heruntergerissen hatte und ein neuer in barocker Form errichtet wurde, erhielt die Kirche, wie die meisten des Ordens, zwei Glocken.  

Infolge der Säkularisierung wurde das Dominikanerkloster im Jahre 1816 aufgelöst. Die Glocken der Kirche blieben aber erhalten und wurden nicht, wie so viele aus anderen aufgelösten Klöstern zu der Zeit, verkauft. Die größere der beiden wog laut Lagerbuch (1830) 447 Pfd. Über die zweite Glocke konnte nichts ermittelt werden.  

Am 8. Mai 1846 brannte durch einen Blitzschlag der Dachreiter ab, dadurch wurde die größere der beiden Glocken zerstört. Im selben Jahr wurde der Dachreiter in vereinfachter Form mit einem Notdach wiederhergestellt, und am 2. August zwei neue geweihte Glocken wieder aufgehängt. Es ist unbekannt, wo diese Glocken gegossen worden sind, es wurde aber bemängelt, dass sie disharmonisch klangen. Außerdem  wurde missbilligt, dass die kleinere Glocke, die den Brand offensichtlich überstanden hatte, heruntergeholt und zerschlagen worden war.  

Wegen der schlechten Qualität der Glocken wurden im Jahre 1863 wiederum neue angeschafft und das Geläut zur Dreistimmigkeit erweitert. Leider ist ebenfalls unbekannt, in welcher Gießerei die Glocken entstanden sind, in welchen Tönen sie gestimmt waren und welche Inschriften sie trugen.  

Im Jahre 1893 wurde der provisorische Dachreiter abgebrochen und ein neugotischer, hochaufragender Dachreiter aufgerichtet.  

Im 1. Weltkrieg wurden zwei der 1863 gegossenen Glocken eingezogen und vernichtet. Sie läuteten noch einmal unmittelbar vor ihrem Ausbau am 18. Juli 1917.  

Schon 1922 wurden neue Glocken von der Firma Humpert in Brilon gegossen und eingebaut. Sie fielen, soweit sie nicht 1942 beschlagnahmt worden waren, dem großen Bombenangriff auf die Stadt Dortmund in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai 1943 zum Opfer, in dem die Propsteikirche schwer getroffen wurde.  

Beim Wiederaufbau der Kirche entschied sich die Propsteigemeinde unter dem damaligen Propst Aufenanger für die heutige Form des Dachreiters aus geschweißtem Stahl. Seine Größe sprengte alle Dimensionen seiner Vorgänger, weil er auch ein wesentlich größeres Geläut aufnehmen sollte.  

Im Zuge des Wiederaufbaus gab es zunächst Überlegungen, ostdeutsche Leihglocken aus Schlesien beziehungsweise aus dem ehemaligen Sudetengau einzuhängen, die das Erzbischöfliche Generalvikariat der Läutemaschinenfirma HEW zur Weitergabe an geeignete Kirchengemeinden überstellt hatte. Es zeigte sich allerdings, dass die angegebenen Schlagtöne falsch waren, und deshalb entschied man sich für die Anschaffung eines neuen großen Gussstahlgeläutes.  

Am 3. Dezember 1952 fand in Bochum die Tonprüfung der vom Bochumer Verein gegossenen vier neuen Stahlglocken statt. Der Musikwissenschaftler Dr. Heinrich Dormann aus Wattenscheid urteilte: „Alle Glocken sind in ihrer inneren Harmonie, Klangwirkung und äußeren Gestaltung tadellos gelungen. Die Abnahme der Glocken kann daher bestens empfohlen werden.“ 

 

Die Schlagtöne sind:  

Glocke I: h; Glocke II: cis; Glocke III: e; Glocke IV: fis

 

Äußere Gestalt der Glocken:  

Glocke I: Inschrift: „Im Himmel ist sie Königin und aller Welt ein Trösterin“ 

 

 

 

 

 

Auf der Flanke der Glocke ist ein Bildnis der Muttergottes als Linienrelief ausgeführt, darunter die Inschrift: Santa Maria  

 

 

 

 

 

 

 

Glocke II: Inschrift: „Steh uns bei im Kampfe mit den Mächten der Finsternis“ 

Auf der Flanke Bildnis des Hl. Josef mit dem Jesuskind, ausgeführt als Linienrelief, darunter die Inschrift: St. Josef 

Glocke III: Inschrift: „Christus muss wachsen + ich muss abnehmen“ 

Auf der Flanke Bildnis Johannes d. Täufers ausgeführt als Linienrelief, darunter die Inschrift: St. Johannes Baptist 

Glocke IV: Inschrift: „Predige das Wort Gottes, ob gelegen oder ungelegen“ 

Auf der Flanke Bildnis des Hl. Dominikus, ausgeführt als Linienrelief, darunter die Inschrift: St. Dominicus 

Am 14. Dezember 1952, dem 3. Adventssonntag, wurden die Glocken durch Generalvikar Dr. Wilhelm Tuschen geweiht, und am Heiligen Abend läuteten sie zu ersten Mal über der Dortmunder Innenstadt.  

Seitdem trägt das Geläut wieder den „Ruf von Propstei“ über die Dächer der Stadt wie seit 500 Jahren. Es bildet in seiner Tonzusammensetzung eine Einheit  mit dem Geläut von St. Reinoldi und dem der Petrikirche.  

„Im Glockengeläut berührt sich die Zeit immer wieder mit ihrem Gegenpol der Nichtzeit, und das ist die Ewigkeit.“ (Werner Bergengruen, Schriftsteller) 

 

 

Die im Text genannten historischen Fakten stützen sich auf folgenden Quellen:  

Chronik der Propsteigemeinde  

„Die Dortmunder Propsteikirche – Ein historischer Bilderbogen“, Oliver Neumann 

„Die Glocken der Dortmunder Stadtkirchen“, Claus Peter