Kirchenmusik

10 Jahre Orgelsommer - Bericht

winkhaus-design.de, Foto: Jens Stachowitz

10. Orgelsommer

Der Freitagstermin wurde in diesem zehnten Orgelsommer auch von überregionalen Großereignissen wie der Fußball-EM und der Olympia-Eröffnungsgala in Anspruch genommen, was zu weniger Publikum führte; wenn nicht durch Interessenskonflikt, dann durch die eingeschränkte Verkehrssituation und Erreichbarkeit der Dortmunder Innenstadt. So waren alle Konzerte mit rund 100 Besucher:innen zwar für ein Orgelkonzert sehr gut besucht, aber die Hochs der Vorjahre mit bis zu 200 Hörer:innen und mehr blieben aus. Eine Ausnahme bildete das letzte Konzert mit 150 Zuhörer:innen.

Den Auftakt machten der Münchner Bassist Florian Dengler und Simon Daubhäußer an der Orgel. Einen bunten Strauß des Schönsten und Besten, was das klassische Bass-Repertoire in Oratorium und Lied zu bieten hat, konnte Denglers ausgewogene Stimme mit profunder Tiefe und schlanken Höhen begleitet von der Orgel überzeugend und klangschön darbieten. Darunter waren Rezitative und Arien von Bach, Händel, Haydn, Mendelssohn nebst drei Schubertliedern. Letztere waren in der zurückhaltenden Interpretation ein Ruhepol im Programm, welches Simon Daubhäußer mit dem Werk „Kontraste“ von Daniel Roth und einer „Festival Fanfare“ von Christopher Tambling sowie der Toccata in b-moll von Vierne rahmte.

Die Unnaer Kirchenmusikdirektorin in Ruhe, Hannelore Höft, hatte sich eine Woche lang intensiv mit dem hiesigen Instrument vertraut gemacht und brachte neben Klassikern von Bach, Mendelssohn, Guilmant und Clérambault auch Seltengehörtes von de Jong, Fink und Nagel zu Gehör. Ihre Interpretationen waren geprägt von strahlenden, transparenten Registrierungen, frischen Tempi sowie stilsicheren Phrasierungen und Artikulationen.

Der pensionierte englische Musikdirektor Richard Walker schaffte mit seinem klangsatt schwungvollen Programm spielend den Spagat zwischen dem Ernst-Künstlerischen und dem Heiter-Beschwingten - ähnlich wie die sommerlichen Promenaden-Konzerte seiner Heimat Jahr für Jahr Tausende Zuhörer finden. Wesley, Parry, Reeves, Ireland und Stainer standen den Deutschen Bach und Karg-Elert Seit‘ an Seit‘. Walker erläuterte die beiden Konzerthälften dem Publikum auf Deutsch und wusste charmant und witzig den dramaturgischen Bogen zu spannen und Hörhilfen zu geben.

Simon Johnson, seines Zeichens Master of Music an der Londoner Westminster Cathedral, überzeugte mit vier englischen Kompositionen von Byrd, Howells, Stanford und Vaughan-Williams, die eine Zeitspanne vom 16.-20. Jahrhundert abdeckten und schloss mit der monumentalen Reubke-Sonate über den 94. Psalm. Als Organist der größten romantischen Orgelanlage Großbritanniens verstand er meisterlich die Fülle unserer Orgel dem Gestus der Musik und der halligen Akustik der Propstei anzupassen. 

Der Arnstädter Theologe und Kirchenmusiker Konrad Schäfer stellte sein Programm unter das Motto „Klänge des Tanzens und Betens“, was sowohl eine musisch-rhythmische Dimension ausdrückte als auch eine Spirituelle. Unter drei Psalmzitaten fädelten sich die Orgelwerke auf. Farbenreich und beschwingt klang das meditative Konzert mit zwei Zugaben aus.

Der Abend mit dem Den Haager Organisten Bert den Hertog wird vielen Besuchern vielleicht als der Farbenreichste in Erinnerung bleiben. Fulminant und farbenfroh registrierte den Hertog Toccata, Adagio und Fuge in C von J. S. Bach unter Zuhilfenahme vieler Setzerkombinationen und erreichte eine selten gehörte Plastizität des so bekannten Werkes. Die Werke von Widor und Dubois, welche sich anschlossen wiesen ihn als einen stilsicheren Interpreten aus, um in den vier programmatischen Spaziergängen Edouard Reuchsels durch dessen Geburtstadt Avignon südfranzösisches Flair und klangmalerische Finesse walten zu lassen.

Simon Daubhäußer spielte im Abschlusskonzert die „Trois Chorales“ von César Franck, sowie die Toccaten von Gigout und Mulet. Ein Abend französischer Orgelromantik mit Werken für gotische Kirchen, ob Kathedrale oder Propstei. 

winkhaus-design, Foto: Jens Stachowitz

Hier finden Sie die Programme für die einzelnen Konzerte:

05.07.2024 Florian Dengler & Simon Daubhäußer 1 Daubhäußer.pdf

12.07.2024 Hannelore Höft 2 Höft.pdf

19.07.2024 Richard Walker 3 Walker.pdf

26.07.2024 Simon Johnson 4 Johnson.pdf

02.08.2024 Konrad Schäfer 5 Schäfer.pdf

09.08.2024 Bert den Hertog 6 Hertog.pdf

16.08.2024 Simon Daubhäußer 7 Daubhäußer.pdf